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Der Überwachungskapitalismus à la Google und Konsorten ist nicht nur ein cleveres Geschäftsmodell, dessen Rohstoff unser Denken, Handeln und Fühlen per Preisgabe im Netz liefern, sondern entwickelt sich zum System, innerhalb dessen Vorhersagbarkeit und Kontrolle unser Verhalten modifizieren.

Gegen dieses Buch der renommierten Harvardökonomin, die 1988 ("In the Age of the Smart Machine") die Kontrollkapazitäten der Informationstechnologie klarsichtig darlegte und wiederholt kritisierte ("Herren oder Knechte. Der Kampf um die Informationszivilisation", 2016), wirkt manch' aktuelle Fundamentalkritik des digitalen Zeitalters epigonal. Der Überwachungskapitalismus à la Google beutet verborgen oder halblegal den Rohstoff des menschlichen Handelns, Denkens und Fühlens aus, kreiert neue Märkte und erzeugt "Big Other", das "Große Andere", das eine umfassende, schleichende Verhaltensmodifikation bewirkt. Wir werden vorhersagbar und z.B. vorsichtig, denn seit der schon fast vergessenen Snowden-Affäre üben wir Selbstzensur. Systemisch gedacht etabliert sich neben einem politischen Totalitarismus alter Art, der die politischen Machtmittel kontrolliert, der "Instrumentarismus", der die Wissensteilung einer Gesellschaft kontrolliert, unser Verhalten steuert und Abhängigkeit erzeugt. Umfangreicher Apparat. - Eigentlich gehört das Buch ins Regal neben Marx: "Das Kapital" und T. Piketty. (1)