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"Die Römerin" ist das kühnst Werk des italienischen Moralisten Alberto Moravia, des berühmtesten, aber auch am meisten befehdeten heutigen Schriftstellers seines Landes. Wie in seinem Jugendroman "Die Gleichgültigen" geht es auch hier um den nur scheinbar privaten Bezirk der Beziehungen zwischen den Geschlechtern, und diese Beziehungen stellt Moravia mit de rAufrichtigkeit und Schonungslosigkeit des großen Gesellschaftskritikers dar.

Die junge Römerin Adriana, die ihren Lebensunterhalt mit Modellstehen verdient, sieht in einer Heirat die einzige Möglichkeit, einem armseligen und einförmigen Dasein zu entkommen. Ihre erste Liebe aber endet mit einer schmerzlichen Enttäuschung. Dem stummen Drängen der Mutter nachgebend, die in der Schönheit der Tochter das einzige Kapital sieht, das sich vielleicht verzinsen könnte, geht Adriana auf die Straße. Sie schläft mit dem Geschäftsmann Gianciti und dem Mörder Sonzogno; sie erweckt die Leidenschaft eines hohen Beamten der faschistischen Geheimpolizei, und sie selber verzeht sich in der unerwiderten Liebe zu dem Studenten Giacomo, der aus Schwäche zum Verräter seiner Kameraden wird. Adriana, das Mädchen aus dem Volk, auf die unterste Stufe der Gesellschaft verbannt, beweist in allen Situationen, auch den verzweifeltsten, mehr innere Kraft und Menschlichkeit als ihre Gegenspieler. In ihr, deren Lebenswillen durch keine Entwürdigung zerstört werden kann, schuf Moravia eine der eindrucksvollsten Frauengestalten der modernen Weltliteratur.